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Mit dieser bildlichen Darstellung des Hierophanten habe ich selbst so meine Schwierigkeiten.
Was dieser Karte an Bedeutungsraum zukommt, kann man in vielen Tarot-Büchern nachlesen.
Ich beurteile sie an dieser Stelle nach meinem persönlichen Empfinden:
In den Karten I Der Magier und
II Die Hohepriesterin erkenne
ich Prinzipien des Spirituellen, in den Karten
III Die Herrscherin und
IV Der Herrscher sehe ich diese
Prinzipien in ihrer physischen Existenz verkörpert.
Danach kommt die Karte V, sie verknüpft diese beiden
Ebenen menschlicher Erfahrungen in der Art eines geistigen,
aber weltlichen Führers - die Verkörperung von Religion,
von gesellschaftlicher Ethik und Moral,
eben die Konditionen, die das menschliche Zusammenleben
in einer scheinbar chaotischen und feindlichen Welt regeln.
Kurzum sehe ich in dieser Karte eine Verkörperlichung und
damit auch gewisse Verschleierung dessen, was die vorherigen vier Karten
in reinster Form erfahrbar machen.
Positive Deutungen dieser Karte erweitern meine subjektive Sicht:
Der Hierophant gibt mir guten Rat, er lehrt mich in Dingen der Religion
und der Welt, er führt mich auf einem (spirituellen) Pfad durch mein Leben.
Bei ihm finde ich Weisheit. Ich kann ihm eine Frage stellen und er kennt wahrscheinlich eine Antwort.
Er hat natürliche Autorität aufgrund seines Wissens und seiner Austrahlung in einer menschlichen Gemeinschaft
oder Gesellschaft. Er ist ein indischer Guru, ein liebenswürdiger Pfarrer einer Kirchengemeinde, eine Romanfigur,
ein toltekischer Schamane, ein beliebter Lehrer, ein Arzt, Grossvater, Pop-Star, Schauspieler, ...
Mögen diese Interpretationen dieser
Karte mich auch in die andere Richtung ziehen, mir bleibt der Eindruck: Der Hierophant
steht für die Verweltlichung und Institutialisierung der reinen spirituellen Wirklichkeit
des Lebens und der Liebe, und genau so hat ihn Pamela Colman Smith auch gezeichnet
- als weltliche und quasi selbsternannte Autorität. Wahre geistige Führer werden womöglich anders gemalt?
Astrologisch: Stier
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